Geburt
„Wenn Liebe einen Weg zum Himmel fände und Erinnerungen Stufen hätten, dann würden wir hinaufsteigen und dich zurückholen!“
Wenn Sie erfahren, dass Ihr Kind schwer krank ist, sterben wird oder gestorben ist, wird das erwartete Kontinuum von Schwangerschaft, Geburt und Familienzeit unterbrochen. Die Wiederaufnahme dieses Kontinuums lässt Sie in Ihre Kraft zurückfinden, damit Sie folgender Frage Raum geben können: Was war vorgesehen für mein Kind/für die Geburt?
Gebären Sie Ihr Kind so, wie Sie sich die Geburt vor der Hiobsbotschaft vorgestellt haben. Es spricht nichts dagegen.
Geburt
- Schmerztherapie
- Geburtsform (Gebärwanne, Positionen, unterstützende Hilfsmittel)
- Atmosphäre (eigene Musik, Kerzenlicht, Duftöl, Massage, etc.)
Kaiserschnitt
Bei einem ursprünglich geplanten Kaiserschnitt ist eine natürliche Geburt möglich, wenn bei Ihnen keine medizinischen Probleme bestehen. Für die Trauerverarbeitung kann es wichtig sein, den Geburtsprozess mitzuerleben und aktiv vom Kind Abschied zu nehmen.
Milchbildung
Das Unbegreifliche ist traurige Realität: Sie haben Ihr Kind verloren oder Sie wissen bereits, dass es sterben wird. Nebst Ihrer unendlichen Trauer müssen Sie sich nun auch mit unausweichlichen Fragen beschäftigen. Eine davon betrifft die Muttermilchbildung und den für Sie besten Umgang damit.
Mitten in der Bewältigung des Todes Ihres Kindes stellen Sie fest, dass Ihre Brüste trotzdem Milch produzieren. Viele Mütter sind darauf nicht vorbereitet und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Vielleicht geht es Ihnen in diesem Moment ebenso, es erscheint Ihnen ungerecht, mühsam, unsinnig, dass Sie sich zusätzlich zu Ihrem grossen Verlust damit auseinandersetzen müssen.
Was geschieht in Ihrem Körper?
Die Schwangerschaft bereitet Sie auf natürliche Art auf Ihr Muttersein vor. Dazu gehört auch die Vorbereitung der Brüste für das Stillen. Ihr Körper kann etwa ab dem vierten Schwangerschaftsmonat Milch für Ihr Kind bereithalten, unabhängig davon, ob es lebend oder tot zur Welt kommt.
Bei der Geburt bewirkt die Ablösung des Mutterkuchens (der Plazenta), dass Ihre Brust Milch bildet und Sie so Ihr Kind ernähren können. Ungefähr drei bis fünf Tage nach der Geburt findet die Brustdrüsenschwellung (der sogenannte Milcheinschuss) statt. Dabei kommt es meistens zu einem Anschwellen der Brüste und einem deutlichen Spannungs- und Wärmegefühl.
Mittel und Wege zum Versiegen der Milch
Es gibt unterschiedliche Wege und Möglichkeiten, die Muttermilch zum Versiegen zu bringen. Saugt das Kind nicht an der mütterlichen Brust, so versiegt die bereits vorhandene Milch in den Brüsten auf natürliche Weise. Oder anders gesagt: Kommt es weder durch Saugen an der Brust noch durch Abpumpen zu einer Anregung der Milchproduktion, lässt sie nach einigen Tagen nach. Die Brüste entspannen sich und die Milch versiegt innerhalb von ein bis drei Wochen fast ganz. Allerdings kann noch während der ganzen Wochenbettzeit zeitweise oder regelmässig wenig Milch tropfen oder fliessen.
Die Milchbildung unterdrücken – unterstützende Massnahmen
Folgende Massnahmen können helfen, die Milchproduktion zu unterdrücken oder zu stoppen:
- Tragen eines stützenden, gut sitzenden BH’s Tag und Nacht
- Verwendung von Stilleinlagen zum Auffangen der austretenden Milch
- Mit kühlenden Coolpacks, Quark- oder Weisskohl-Auflagen können Schwellungen und Schmerzen gelindert werden
- Täglich zwei bis drei Tassen Salbei- oder Pfefferminztee trinken
- Bei sehr vollen Brüsten kann das Ausstreichen oder Abpumpen der Milch entlastend wirken. Diese Massnahme sollte zurückhaltend angewendet werden, da das Abpumpen die Milchproduktion wieder anregt. Oft genügt eine warme Dusche oder ein warmes Bad, damit etwas Milch austreten kann und die Brüste so entlastet werden.
- Die Drosselung der Trinkmenge hat keine Auswirkung auf die Milchmenge, trinken gemäss normalen Gewohnheiten.
- Bei Schmerzen können auch abschwellende Schmerzmittel angewendet werden
Was es zu bedenken gilt
Das langsame Versiegen lassen der Milch braucht Zeit und Geduld und kann mehrere Tage bis Wochen dauern. Jede Frau empfindet das Anschwellen der Brustdrüsen unterschiedlich: Die Brüste können schmerzen, sich vergrössern, druckempfindlich sein, oder es ist ein leichter Temperaturanstieg möglich. Selten kann es zu einem Milchstau kommen, welcher unbehandelt zu einer Brustentzündung (sogenannte Mastitis) führen kann.
Es ist wichtig, dass Sie sich von einer Fachperson beraten und begleiten lassen. Wenden Sie sich bei Fragen oder Unklarheiten an Kindsverlust.ch. Sie unterstützen Sie gerne.
Ihre Milch geht zurück – was nun?
Für viele verwaiste Eltern ist die vorhandene Muttermilch als eine sichtbare Erinnerung an ihr verstorbenes Kind hilfreich für die Trauerverarbeitung. Das Ausstreichen und Einfrieren einer kleinen Menge Muttermilch kann beispielsweise ein Andenken an die einzigartige Bindung zu Ihrem Kind schaffen. Vielleicht möchten auch Sie sich für etwas Ähnliches entscheiden und sind froh um entsprechende Ideen. Gerne beantworten Kindsverlust.ch Ihre Fragen.
Muttermilchspende
Haben Sie eventuell darüber nachgedacht, Muttermilch zu spenden? In manchen Spitälern ist dies möglich und willkommen – zum Beispiel für sehr früh geborene Kinder, deren Mütter wiederum keine oder nicht genügend eigene Milch bilden können. Es gibt Frauen, die nach dem Verlust ihres Kindes (besonders nach dem Tod eines bereits gestillten Kindes) eine Muttermilchspende als tröstend und heilsam empfinden. Denn mit der Milch ihres verstorbenen Kindes können sie einem anderen Kind in seinem Lebensanfang helfen. Weitere Informationen zu Muttermilchspenden in der Schweiz erhalten Sie über Ihre Fachperson, bei der Fachstelle kindsverlust.ch oder via www.europeanmilkbanking.com/country/switzerland.
Mit Medikamenten abstillen – worauf achten?
Es ist auch möglich, mit Medikamenten abzustillen beziehungsweise den Abstillprozess mit Medikamenten zu beschleunigen. Im folgenden Abschnitt finden Sie Informationen dazu.
Vorgehen: In der Schweiz kommt beim medikamentösen Abstillen das rezeptpflichtige Arzneimittel Dostinex® (Wirkstoff: Cabergolinum) in Tablettenform zum Einsatz. Für die Dosierung und die Überwachung berät Sie die behandelnde Fachperson. Diese informiert Sie darüber hinaus über mögliche Nebenwirkungen.
Wirkung: Der Milchbildungsprozess lässt sich bei einer frühen Einnahme, sprich einige Stunden nach der Geburt, unterbinden. Ziel dabei ist, den eigentlichen Milcheinschuss zu stoppen. Bei einer späteren Einnahme unterdrückt das Medikament den weiteren Milchfluss. Je länger Sie bereits gestillt haben, umso weniger effektiv wirkt das Medikament.
Was es zu bedenken gilt: Als Nebenwirkungen können selten Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel auftreten. Bei einem Viertel aller Frauen kommt es nach rund einer Woche zu einem zweiten Milcheinschuss. Dieser lässt sich entweder noch einmal mit Medikamenten oder auf natürliche Weise behandeln. Auch beim medikamentösen Abstillen ist die professionelle Begleitung durch eine Fachperson unabdingbar. Mehr Informationen dazu erhalten Sie über die kostenlose Beratung von Kindsverlust.ch.
Die komplette Broschüre zum Thema Milchbildung/ Abstillen finden Sie hier: kindsverlust.ch